In ganz Sachsen-Anhalt bietet die Hallesche Jugendwerkstatt gGmbH unter der Fachstelle religiös begründeter Extremismus im Fachzentrum Radikalisierungsprävention (FRaP) – Bereich Gewalt- und Radikalisierungsprävention Fortbildungen und unterstützende, begleitende und fallbezogene Coachings im Phänomenbereich religiös begründeter Extremismus für die verschiedenen Arbeitsfelder im Kontext von Justiz, Strafvollzug und Straffälligenhilfe an. Dadurch kooperieren wir mit so unterschiedlichen Institutionen wie den Sozialen Diensten der Justiz und dem Strafoder auch Maßregelvollzug. Wir richten unsere Fortbildungen und Coachings somit an ein breites Spektrum von Aufgabenbereichen und Berufsgruppen wie etwa Bedienstete des Allgemeinen Vollzugsdienstes (AVD), Sozialarbeiter*innen oder Psycholog*innen.
In den Fortbildungen und Beratungen geht es uns nie darum, den mit uns kooperierenden Fachkräften zu erklären, wie sie ihre Arbeit zu machen haben, sondern darum, die Handlungsfähigkeit zu stärken, um im jeweiligen Aufgabenbereich adäquat im Kontext neuer Herausforderungen agieren zu können. Oft betrifft dies den Aufbau vertrauensvoller Arbeitsbeziehungen mit Inhaftierten und Proband*innen vor dem Hintergrund unterschiedlicher Sozialisation und Hierarchien. Hier können in Fortbildungen und Beratungen Informationen, Anregungen und Denkanstöße bereitgestellt, neue Kontexte eröffnet und gemeinsam Zugänge und Perspektiven erarbeitet werden.
Den Aufbau stabiler und vertrauensvoller Arbeitsbeziehungen betrachten insbesondere Sozialarbeiter*innen, die ihre Tätigkeit in erster Linie als Beziehungsarbeit verstehen, als zentral. Aber auch der allgemeine Vollzugsdienst, in dessen Tätigkeitsbereich Sicherheitsaspekte im Vordergrund stehen, wirkt mittels Beziehungsarbeit bei der Resozialisierung mit.
In Bezug auf Geflüchtete und Migrant*innen, die in Sachsen-Anhalt auch die überwiegende Anzahl der Muslim*innen ausmachen, fehlt den Fachkräften gerade in den ostdeutschen Bundesländern meist jeglicher Kontext, es fehlt insbesondere etwa die Möglichkeit, über die Sprache Schlüsse auf Bildungsstand, soziales Milieu oder politische Einstellung zu ziehen. So fällt nicht nur die Arbeit im Kontext von Resozialisation und beruflicher Integration schwerer, vielmehr sind auch kriminogene Faktoren bzw. diejenigen, die zu einer Radikalisierung führen können, schwerer einzuordnen. Oft fehlt auch das Bewusstsein für die Krisen, Phasen und Herausforderungen in einem Flucht- und Migrationsprozess.
In unseren Fortbildungen versuchen wir, weg von solchen verallgemeinernden Kulturvorstellungen und hin zu einer differenzierteren Thematisierung von Sozialisationskontexten zu kommen, also genau jene Bedingungen zu thematisieren, die die jeweilige Person geprägt haben und ihr Handeln mitbestimmen, und die den Fachkräften zunächst nicht zugänglich sind. Dabei geht es nicht zuerst um die Vermittlung von feststehenden Wissensbeständen, sondern vielmehr um die Eröffnung eines Raumes der Hypothesenbildung, der über die Zuschreibung typisierender Kulturannahmen hinausgeht.
Unsere Fortbildungen sollen die Neugier wecken, genauer hinzuschauen, was sich hinter dem, was manchmal allzu leicht als „Kultur“ bezeichnet wird, verbergen kann. So öffnet sich für viele Fachkräfte ein Schlüssel zu bisher schwer einzuordnenden Verhaltensweisen und es wird deutlich, dass es keines Repertoires an Kulturwissen bedarf, um sich mit der eigenen Fachlichkeit einen lebensweltlichen Zugang erarbeiten zu können.
Die beschriebene Fortbildung wird von Hallesche Jugendwerkstatt gGmbH unter der Fachstelle religiös begründeter Extremismus im Fachzentrum Radikalisierungsprävention (FRaP) – Bereich Gewalt- und Radikalisierungsprävention umgesetzt.