Mag es die Frage nach der Herkunft für die einen, die vegane Essensbestellung am Nebentisch für die anderen sein oder dass es eine*n Ostbeauftragte*n, aber keine*n Westbeauftragte*n in Deutschland gibt. Oft sind es allein Aussagen, Begriffe und Dinge, manchmal sogar nur Blicke, die Kränkungserfahrungen auslösen und so das Zusammenleben und das Zusammenarbeiten in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft negativ beeinträchtigen.
Im vom BMBF geförderten Projekt „Gefühlskulturen in der Einwanderungsgesellschaft“ untersuchen wir im Zusammenhang positiver und negativer Affektlagen die Gefühlskulturen in der Einwanderungsgesellschaft zwischen Verweigerung und Teilhabe in muslimisch geprägten Milieus.
Wir haben von der ersten bis zur dritten und vierten Generation über 120 Proband*innen zu den Themen Islam in Deutschland, gesellschaftliche Teilhabe, Diskriminierung, Alltag und Identität interviewt. Unsere analytische Ausgangsfrage ist dabei, wo und wie sich die Proband*innen in der Einwanderungsgesellschaft positionieren – sehen sie sich mehr als einen Teil dieser oder im Gegenteil als getrennt davon, sozusagen angekommen, aber nicht angenommen? Weiter fragen wir in unseren Analysen, erstens, mit welchen Erfahrungsbeschreibungen die Interviewten ihre Positionen bestimmen und welche Gefühlsorientierungen daraus entstehen – sind diese mehr von positiven Affektlagen oder mehr von ressentimentalen Dynamiken bestimmt? Unsere Analysen zeigen uns weiter, dass negative wie positive Affektlagen in unseren Daten keineswegs so stabil sind, wie man vermuten könnte.
Da wir überzeugt sind, dass unsere erhobenen Daten einen besonderen Erkenntnisgewinn auch für die praktische Integrationsarbeit darstellen können, möchten wir in diesem Workshop die Gelegenheit nutzen, unser Material vorzustellen.
Ziel des Workshops ist es, mit den anwesenden und teilnehmenden Praktiker*innen aus den Kontexten Schule, Beratungsstellen, Justizvollzug, kommunaler und digitaler Raum nach Lösungen und Umgangsformen zu suchen, wie einerseits mit negativen – von Ressentiments bestimmten – Affektlagen umgegangen werden kann und wie andererseits positive stabil gehalten werden können.
Der Workshop ist in einen Vormittags- und einen Nachmittagsabschnitt unterteilt. Im ersten Teil werden wir unsere erhobenen Daten stichprobenartig mit kontrastiven Beispielen vor- und zur Diskussion stellen. Im zweiten Nachmittagsteil des Transfersworkshops soll es dann darum gehen, was die Anregungen und Erkenntnisse im Konkreten für die Praxis bedeuten.
Wenn Sie an dem Transferworkshop teilnehmen möchten, melden Sie sich gerne bis zum 22. November 2024 an: alexander.swidziniewski@violence-prevention-network.de